Wer kennt sie nicht, die dm-Drogeriemärkte? Ihr Gründer, Götz W. Werner, ist letztes Jahr am 8. Februar 2022 im Alter von 78 Jahren gestorben. Bekannt wurde er einer breiteren Öffentlichkeit durch sein Eintreten für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Ein Einkommen, dass die Würde des Menschen garantiere und ohne Auflagen „von der Wiege bis zur Bahre“ jedem Menschen zustehen soll. Besonders in Freiburg wirkt sein Engagement für die Idee des Grundeinkommens weiter fort, indem er die wissenschaftliche Forschung zum BGE durch großzügige Spenden an die Universität Freiburg ermöglicht.
Seine Wahl fiel auf Freiburg, weil hier zu einem wesentlichen Teil die Entwicklung des deutschen Ordoliberalismus stattfand, den er als neuen Ordoliberalismus gerne mit dem bedingungslosen Grundeinkommen verbunden sehen wollte. Zudem hat in Freiburg sein enger Freund und Berater, Dr. Benediktus Hardorp, promoviert, der insbesondere zu Götz Werners Überzeugung beitrug, dass der Fokus auf die Mehrwertsteuer der richtige Steueransatz für eine positive Entwicklung der Gesellschaft sei. Die historischen Anknüpfungspunkte empfand er als Chance und Zeichen für das Zukünftige.
Als Götz Werner ab den 1980er-Jahren mit der Idee vom Grundeinkommen öffentlich auftrat, füllte er bereits große Säle und wusste zu begeistern. Doch lange galt das Grundeinkommen als bloße Utopie. Mittlerweile wird es weltweit diskutiert und in zahlreichen Testprojekten erprobt. In Deutschland wird es politisch wie zivilgesellschaftlich immer wieder in Erwägung gezogen.
Gegen Ende seines Lebens entschied sich Götz Werner, seinem ideellen Vermächtnis ein wissenschaftliches und institutionelles Fundament zu geben. In Bernhard Neumärker, Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, sah er die Person, der er diese Aufgabe anvertrauen wollte. Götz Werner und seine Frau Beatrice – eine gebürtige Freiburgerin – stifteten die Götz Werner Professur (GWP), deren Direktor Prof. Neumärker ist. Schließlich wurde neben dem Lehrstuhl ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum, das Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS), durch die finanzielle Unterstützung der dm-Werner Stiftung ermöglicht. Auch der damalige Rektor der Universität, Hans-Jochen Schiewer, erkannte die gesellschaftspolitische Relevanz des Grundeinkommens und unterstützte die Initiative mit dem Ziel, die Universität Freiburg zu einem Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und zivilgesellschaftlichen wie politischen Diskussion zu diesem Zukunftsthema zu machen.
Heute besteht das FRIBIS aus zahlreichen Mitarbeitenden und zumeist international besetzten Forschungsteams, in denen Wissenschaftler und Akteure aus der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Die Teams widmen sich spezifischen gesellschaftlichen Fragen im Lichte des Grundeinkommens: Geschlechtergerechtigkeit, das ökologische Verhalten in Produktion und Konsum, Finanzierungsmöglichkeiten oder Pflegearbeit. Das FRIBIS ist das weltweit größte Forschungszentrum zum bedingungslosen Grundeinkommen und zieht daher führende Forschende aus der ganzen Welt an.