Grundeinkommen und Pflege
Tobias Dumschat (Koordinator des FRIBIS-Teams care), Doktorand am FRIBIS, beteiligte sich an der Diskussion zum Thema „Arbeit – Care – Grundeinkommen“, die von 14:15 bis 16:00 Uhr stattfand. Er präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse aus seiner qualitativen Studie zur Frage, ob pflegende Angehörige ein Grundeinkommen brauchen. Seine Untersuchung nimmt nicht-verrentete pflegende Angehörige in den Blick, die sich um altersbedingt pflegebedürftige Personen kümmern. Tobias Dumschat stellte seine Ergebnisse zur Debatte, wie ein Grundeinkommen die Handlungsmöglichkeiten dieser Gruppe verändern könnte und stellte die subjektiven Einschätzungen der Betroffenen vor.
Seine Erfahrung als Vortragender im Rahmen der Jubiläumsfeier fasst er wie folgt zusammen:
Wohnungslosigkeit und Grundeinkommen
Dr. Verena Löffler (Mitglied des FRIBIS-Teams care), präsentierte von 16:15 bis 17:15 Uhr Forschungsergebnisse zum Thema „Wohnungslosigkeit und Grundeinkommen“. In ihrem Vortrag ging sie der Frage nach, ob ein Grundeinkommen die die Lebenssituation der am wenigsten Begünstigten verbessert. Sie stellte Ergebnisse aus verschiedenen Projekten vor, die darauf hindeuten, dass ein Bedingungsloses Grundeinkommen als präventive Maßnahme gegen Wohnungslosigkeit wirken könnte. Verena Löffler erlebte die an ihren Vortrag anschließende Diskussion als „sehr produktiv“:
Öffentliche Meinung zum Grundeinkommen und NGO-Strategien
Franziska Leopold (Koordinatorin des FRIBIS-Team MUBINGO), wissenschaftliche Mitarbeiterin am FRIBIS, präsentierte von 17:30 bis 18:15 Uhr ihre Studie zum Thema „Zustimmung und Positionierungen zum Grundeinkommen – Hinweise für erfolgreiche Strategien von NGOs“. Ihre Forschung befasst sich nicht nur mit der öffentlichen Meinung zum Grundeinkommen, sondern auch mit den Herausforderungen von Ehrenamtlichen innerhalb der deutschsprachigen Grundeinkommensbewegung, die sich um effektive Strategien bemühen, die Zustimmung zum Grundeinkommen zu erhöhen. In ihrem Vortrag stellte sie die Ergebnisse ihrer Analyse vor, die verschiedene demographische Gruppen untersucht und Faktoren identifiziert, die die Zustimmung zum Grundeinkommen beeinflussen.
Wie Franziska Leopold berichtet, wurde ihr Vortrag sehr gut aufgenommen. Einige Teilnehmende hätten sich im Anschluss an den Vortrag erkundigt, ob die Informationen bereits öffentlich seien. Besonders interessiert seien die Zuhörenden an der Frage gewesen, wie ein Grundeinkommen geframt werden könnte, um die öffentliche Akzeptanz zu erhöhen. Ihre Forschungsergebnisse hätten die Arbeit der NGOs bestärkt, indem sie gezeigt hätten, dass das Wissen in der Gesamtbevölkerung über das Grundeinkommen noch eher gering sei:
Die Perspektive des Netzwerks Grundeinkommen auf die Zusammenarbeit von Aktivismus und Wissenschaft
Wir haben Ronald Blaschke, Mitbegründer und langjähriges Mitglied des Netzwerks Grundeinkommen, gefragt, welche Rolle aus seiner Sicht die Zusammenarbeit von Forschung und Aktivismus für die zukünftige Entwicklung der Grundeinkommensbewegung spielt und welche Erfolge die aktivistische Arbeit der letzten 20 Jahre für sich beanspruchen kann. Ronald Blaschke ist seit 30 Jahren in sozialen Bewegungen aktiv, davon 20 Jahre in der Grundeinkommensbewegung. Er hat zum Grundeinkommen publiziert, Lehraufträge wahrgenommen und sowohl beruflich im Deutschen Bundestag als auch ehrenamtlich im Netzwerk Grundeinkommen mit Wissenschaftler:innen und wissenschaftlichen Institutionen zusammengearbeitet.
Fehlende Übersicht über Wissen zum Grundeinkommen?
Ein Problem sieht er jedoch in der Wahrnehmung des bereits vorhandenen Wissens in der Grundeinkommensbewegung durch Forschende:
Hinweis der Redaktion: Das Netzwerk Grundeinkommen hat kürzlich eine umfassende Literaturliste zum Thema Grundeinkommen veröffentlicht. Diese Liste umfasst über 1.300 Titel deutschsprachiger Werke zum Grundeinkommen und stellt damit die bisher umfangreichste Übersicht in diesem Bereich dar. Die Liste ist öffentlich zugänglich und wird von der AG Literatur des Netzwerks Grundeinkommen laufend aktualisiert.
Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Blaschke betonte auch die Notwendigkeit einer verbesserten Kommunikation zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit:
Fazit
Die Jubiläumsfeier unterstrich, dass der kontinuierliche Dialog zwischen Forschung und Aktivismus enorm wichtig ist, um die Grundeinkommensidee beständig weiterzuentwickeln. Darüber hinaus bezeugte die Veranstaltung einmal mehr die Notwendigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich zu vermitteln, um eine breite gesellschaftliche Debatte über das Grundeinkommen anzuregen.