Jetzt erst recht: Der Streit um den Haushaltsentwurf der Bundesregierung, Verpflichtungen durch akute Krisen wie den Ukraine-Krieg, Wirtschaftsflaute und drohende Umsatzeinbußen durch den Ausgang der US-Wahl lassen scheinbar keinen Spielraum für sozialpolitische Forderungen oder gar visionäre Höhenflüge. Aber gerade diese Krisen verweisen auf die Sackgassen, in die eine Sparpolitik führt: nicht zuletzt der Rechtsruck in Teilen des Landes zeugt von den Folgen starker Verunsicherung und existenzieller Sorgen. Vor diesem Hintergrund sind offene Diskussionen und ein beherztes Nachdenken über Zukunftsalternativen umso dringlicher. Dieses Vorhaben setzt sich der Sozialpolitische Fachtag in Dortmund als Agenda und Ziel:

Der Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund organisiert in Zusammenarbeit mit dem Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS), dem Netzwerk Grundeinkommen Deutschland und BIEN Austria einen Workshop zum Thema “Bedingungsloses Grundeinkommen und Soziale Infrastruktur?! Anschlussstellen und Widersprüche auf dem Weg in eine nachhaltige Gesellschaft”.

Thema: Die einen haben eine finanzielle bedingungslose Absicherung für alle im Blick, als Grundlage der Existenz- und Teilhabesicherung, Freiheit zu Selbstbestimmung und Wahrnehmung von Care-Tätigkeiten; die anderen fokussieren auf die Teilhabe an Bildung, Gesundheit, Verkehr, Wohnen, Energie und politischen Entscheidungen. Zwei Ansätze: Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE/UBI) und Soziale Infrastruktur/Dienstleistungen (SI/UBS) – zwei Wege, gleiche Ziele? Widersprechen oder ergänzen sie sich? Führen beide Wege in eine nachhaltige, zukunftsfähige Gesellschaft? Was wäre unter einer solchen Gesellschaft zu verstehen? Und wie ließe sich eine derartige Transformation in Gang setzen?

Ziel: Der Workshop will in beide Ideen einführen und ihre Stärken, Schwächen, Anschlussstellen, Unvereinbarkeiten und Umsetzungswege diskutieren. Dazu werden beide Ansätze zunächst auf wissenschaftlicher Ebene dargestellt, kontrovers beleuchtet und zu verwandten Debatten in Bezug gesetzt (De-Growth, Alltagsökonomie). Im nächsten Schritt werden zwei populäre politische Initiativen vorgestellt (Öffentlicher Luxus, Care Revolution) und vor dem Hintergrund der jeweiligen Theorien betrachtet. Schließlich wird anhand der Lebenslage und Interessen von wohnungs- und obdachlosen Menschen exemplarisch die Praxistauglichkeit der Ansätze geprüft. Der Ortswechsel von der Hochschule in die (Nord-)Stadt steht auch für einen Perspektivenwechsel: Wie könnte eine Transformation der Gesellschaft in Anbetracht der Ansätze und Ideen gelingen? Wie sehen es die Akteure selbst?

Veranstalter: Der Workshop wird von der FH Dortmund in Partnerschaft mit FRIBIS, dem Netzwerk Grundeinkommen Deutschland und BIEN Austria veranstaltet. Zu den seitens des FRIBIS maßgeblich beteiligten Personen gehören Margit Appel, Roland Blaschke, Ute Fischer und Gudrun Kaufmann vom FRIBIS-Team care.

Zielgruppe: Die Veranstaltung richtet sich an Studierende im Masterbereich, Fachkolleg*innen mit einem Schwerpunkt auf Wohnungslosigkeit, weitere Gäste und Kooperationspartner sowie an die breite Stadtgesellschaft und zivilgesellschaftliche Initiativen.

Die Veranstaltung findet in den Räumlichkeiten der FH Dortmund statt, mit einem Abstecher in die Nordstadt, um einen Perspektivenwechsel und den Dialog zwischen der Hochschule und der Stadtgesellschaft zu fördern.