Globetrotter des Grundeinkommens: Prof. Jurgen De Wispelaere nun in Freiburg

Das wissenschaftliche Interesse am Grundeinkommen hat Jurgen De Wispelaere bereits an viele Orte geführt: Über Belgien nach Großbritannien, Irland, Australien, Kanada, Spanien, Finnland, Argentinien und schließlich Chile. Im Zentrum seiner Forschungen stehen die vielerorts unternommenen Grundeinkommensexperimente und ihren Auswirkungen auf die Politik. Nun kommt Prof. De Wispelaere für drei Monate nach Freiburg, um am FRIBIS und an der GWP zu forschen, zu lehren, zu schreiben und sich mit den Menschen vor Ort auszutauschen.

Wissenschaftliche Veranstaltungen mit Jurgen De Wispelaere

Zwischen 24. April und 10. Mai veranstaltet Jurgen De Wispelaere eine Public Lecture Series zum Thema „The State Of The Art In Basic Income Policy: A Public Lecture Series“, zu dem er prominente Gäste einlädt. Im Sommersemester wird Professor De Wispelaere außerdem ein Blockseminar für Masterstudierende anbieten: „Recent Advances in Basic Income Policy Research“.

Am Donnerstag, den 27. April hält er im Rahmen der FRIBIS Lecture Series den Vortrag “Basic Income Trials: The problem of assuring (continued) political commitment”. Diese Veranstaltung ist sowohl Online als auch in Präsenz besuchbar.

Am 11. Mai trägt er im Rahmen der UBITrans Public Seminar Series zum Thema „Basic income as an Eco-Social Policy Instrument? A Preliminary Framework and Comparative Analysis of Policy Alternatives“ vor.

Jurgen De Wispelaere im Interview zu seinen Plänen für den Freiburger Aufenthalt

Wie Jurgen uns im Interview mitgeteilt hat, handelt es sich bei seinem Deutschlandaufenthalt in gewisser Weise um eine Rückkehr. Die ersten 10 Jahre verbrachte er nämlich als Jürgen De Wispelaere in Deutschland, bis er nach Belgien umzog und schließlich, zu dieser Zeit bereits in Großbritannien lebend, auf den Umlaut verzichtete. Lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.

What do you hope to gain from your time in Freiburg on both a private and academic level?

On a personal level it is really interesting for me to visit Germany again and reclaim my long-lost quasi-German heritage. I was actually born in Köln — hence the name Jürgen, although I dropped the Umlaut when I moved to the UK in the late 1990s because the English don’t know what to do with that. I moved to Belgium when I was 10y old and haven’t been back to Germany since. At the time I was fluent in German, but 40 years later, I hope to use the three months in Freiburg to recover as much as possible. Of course, it isn’t just about the language but also reconnecting to the German culture and lifestyle I still vaguely remember.

On a professional level I look forward to meeting and discussing basic income with a whole group of students — master, PhD and postdocs — at GWP and FRIBIS. Meeting fresh faces and discussing their and my research is what research visits are all about. As you become more senior in your career, you start to realise that the really exciting new ideas often come from people at the start of their career. So I’m keen to learn and explore collaborating with both students and faculty in Freiburg. At the same time, I also look forward to connecting again with broader research communities in Europe, which is much easier to do from Freiburg than from Valdivia in the south of Chile (where I normally live).

Are there any writing projects you want to focus on during your stay?

Funnily enough, yes! In addition to finishing up some small pieces of research, I’ll be working on three main areas of research. First, I will continue working on the policy impact of basic income experiments, which is an area of research strangely absent from much of the debate around basic income experiments. People talk about the design, implementation and findings of experiments, but no one really looks at what happens after. This is a project I have started with Joe Chrisp, which already led to a special issue of the European Journal of Social Security, but which we are now developing and expanding.

A second project is also related to basic income experiments. With my long-standing collaborator Lindsay Stirton, I plan to work on a paper that examines how to assure that political actors continue their initial commitment to funding, designing, implementing and evaluating a basic income experiment. It turns out that governments who make an initial political commitment to a basic income experiment immediately face all sorts of political pressures and circumstances that threaten this continued commitment. By looking at several of the recent cases (Finland, Ontario, Catalonia and Ireland) I hope to get more insight in what is the core problem and how we might think of protecting basic income experiments from loss of political commitment over time. This will be the topic of my public lecture on 27 April. Third, building on earlier work I published on the relation between basic income and exit from the labour market, I will explore the option of collaborating on some research in the political economy of basic income and the exit option with Prof Neumärker and several of the PhD students. These projects should keep me busy during the three months I’ll be visiting Freiburg.

Nachbericht zum Workshop in Münster: “Solidarität statt Wettbewerb: Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung?”

Autor:innen: Tobias Dumschat & Fabienne Hansen

Am 20. und 21. März 2023 fand im Franz-Hitze Haus in Münster ein Workshop zum Thema “Solidarität statt Wettbewerb: Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung?” statt. Das Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS) und das Centrum für Interdisziplinäre Wirtschaftsforschung (CIW) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hatten dazu verschiedene Perspektiven auf gesellschaftliche Zukünfte zusammengebracht.

Die Teilnehmenden des Workshops diskutierten im Format von Rede und Gegenrede intensiv über Argumente für und gegen das Bedingungslose Grundeinkommen. Dabei wurden verschiedene Themenblöcke wie „Sozialvertrag“, „Anreizkompatibilität“, „Gleichberechtigung“, „Umweltschutz“ und „Sorgearbeit“ diskutiert. In der Diskussion ging es darum, die verschiedenen Perspektiven miteinander zu kontrastieren und die Teilnehmenden ins Gespräch zu bringen.

Die Veranstaltung richtete sich vor allem an Promovierende relevanter Fachdisziplinen wie Wirtschaft, Soziologie, Politologie und Philosophie. Interessierte aus anderen Bereichen waren jedoch ebenfalls eingeladen, sich anzumelden.

Die Teilnehmenden des Workshops zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, ihre Ideen und Perspektiven in einem offenen und kritischen Diskurs zu präsentieren und zu diskutieren. Die Veranstaltung erwies sich daher als geeignete Gelegenheit, die verschiedenen Disziplinen zusammenzubringen und gemeinsam über die Zukunft unserer Gesellschaft nachzudenken.

Insgesamt war der Workshop ein voller Erfolg und ein inspirierender Ort des Austauschs. Die Teilnehmenden gingen mit neuen Ideen und Impulsen zurück an ihre Forschung und werden die Ergebnisse der Diskussionen zweifellos für ihre Arbeit fruchtbar machen können. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen dieser Art und hoffen, dass auch in Zukunft ein offener und kritischer Diskurs über die zukünftige Gesellschaft möglich sein wird.

Das Veranstaltungsprogramm finden Sie hier.

International Women’s Day und Bedingungsloses Grundeinkommen

Autor:innen: Jessica Schulz und Toru Yamamori (FRIBIS Team: UBI & Gender)

Vor 50 Jahren versammelten sich Tausende von Frauen aus dem gesamten Vereinigten Königreich in London zu einem Marsch zum Internationalen Frauentag. Nach dem Marsch besetzten einige von ihnen ein Postamt in London. Mit diesem symbolischen Akt wollten sie ihren Widerstand gegen die von der Regierung geplante Abschaffung der “Familienbeihilfe” zum Ausdruck bringen, die Müttern mit zwei oder mehr Kindern gezahlt wurde. Sie wurden jede Woche über die Postämter ausgezahlt.

Heute steht der Internationale Frauentag zwischen einem global vernetzten Aktivismus für Gleichberechtigung, vor allem in Bildung und Arbeit (zum Beispiel der Forderung nach gleichem Lohn) und kapitalistischer Kommerzialisierung. Es wird diskutiert, ob der Tag statt des Namens Internationaler Frauentag nicht besser als Internationaler Feministischer Kampftag zu betiteln ist. Was können wir aus dem Ursprung dieses Kampfes für die Gleichheit von Klasse und Geschlecht lernen?

 

Das Foto links ist das Plakat für den Marsch zum Internationalen Frauentag 1973 in London. Das Foto rechts ist das Originalfoto, das von Angela Phillips im August 1972 aufgenommen wurde. Die Geschichte hinter diesen beiden Fotos finden Sie unter https://www.academia.edu/11019408/A_Feminist_Way_to_Unconditional_Basic_Income_Claimants_Unions_and_Women_s_Liberation_Movements_in_1970s_Britain

Der Klassenkampf der Frauen und die Geschichte des Internationalen Frauentags

Da sowohl der Aktivismus für die Gleichstellung der Geschlechter als auch die Klassengleichheit theoretisch miteinander verknüpft sind, gibt ein weiterer Blick auf die Geschichte des Internationalen Frauentags eine Vorstellung von der praktischen Verflechtung dieser Konzepte. Ausgehend von den Vereinigten Staaten riefen Feministinnen, angeführt von der Women’s Trade Union League, 1909 einen nationalen Frauentag aus, um die Notwendigkeit des Frauenwahlrechts zu proklamieren und den in den Fabriken arbeitenden Frauen eine politische Stimme zu geben. In Deutschland ist die wohl berühmteste Aktivistin Clara Zetkin (1857-1933), die, inspiriert durch den Nationalen Frauentag in den USA, die Frauen der Zweiten Internationale, eines sozialistischen Bündnisses, dazu brachte, einen Internationalen Frauentag auszurufen.

Lesen Sie weiter: Jessica Schulz: “Through the lens of feminism. Basic income from a feminist perspective (FRIBIS Team UBI & Gender)” https://www.fribis.uni-freiburg.de/wp-content/uploads/2022/06/FRIBIS-Team-Policy-Paper_UBI-and-Gender_Jessica-Schulz.pdf

Internationaler Frauentag, Frauen aus der Arbeiterklasse und das allgemeine Grundeinkommen in den 1970er Jahren, Großbritannien

Bei der oben erwähnten Besetzung nach dem Marsch zum Internationalen Frauentag 1973 in London spielten die Arbeiterinnen der Claimant‘s Union-Bewegung zusammen mit anderen Arbeiterinnen eine wichtige Rolle. Sie forderten ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), und die Familienzulagen waren eine wichtige Quelle ihrer Phantasie, die ihnen half, das UBI zu formulieren. Einige Jahre später gelang es ihnen, das Grundeinkommen zu einer der Forderungen der britischen Frauenbefreiungsbewegung (Women’s Liberation Movement) zu machen.

Einzelheiten zu den Frauen aus der Arbeiterklasse in den Claimants Unions und ihrer Forderung nach UBI finden Sie unter: https://www.historyworkshop.org.uk/feminism/the-forgotten-feminist-history-of-the-universal-basic-income/

 

Philippe van Parijs: A world in crisis: boost or damper for basic income?

Einige Stimmen gehen davon aus, dass die globale Erwärmung, die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens Vorschub leisten. Andere sind dagegen der Meinung, dass diese Krisen die Aussicht auf die Einführung eines BGE in absehbarer Zeit zunichtemachen. Welche der beiden Seiten hat Recht? Diese Frage war der Ausgangspunkt eines Vortrags, den Philippe Van Parijs am 19. Januar 2023 in Freiburg als Teil der FRIBIS Lecture Series hielt.

Der Vortrag fand im Kontext der FRIBIS Winter School 2023 statt, die Philippe war Parijs leitete. Die Winter School fand zwischen dem 16. und 20. Januar 2023 statt und war dem Thema “Heutige globale Herausforderungen und die UBI-Debatte” gewidmet.

Prof. Dr. Ute Fischer: Brennglas Corona – was die Positionen zu den Maßnahmen über den Zustand von Demokratie und Gesellschaft verdeutlichen

Am 26. Juli 2022 – also zu einer Zeit, als die Corona-Politik im öffentlichen Diskurs noch eine zentrale Rolle spielte – hielt die GWP-Gastprofessorin Ute Fischer in Freiburg den Vortrag „Brennglas Corona – was die Positionen zu den Maßnahmen über den Zustand von Demokratie und Gesellschaft verdeutlichen“. Ausgehend von der Beobachtung einer zunehmenden Polarisierung der politischen Lager stellte Ute Fischer die Frage, was diejenigen, die der Corona-Politik kritisch gegenüberstanden, eigentlich motiviert. Welche Argumente werden von Corona-Kritikern vorgebracht, welche versteckten Annahmen über die Funktionsweise von Staat und Gesellschaft liegen ihren Argumenten wiederum zugrunde? Um das herauszufinden, bediente sich Ute Fischer der Ute Fischer der sozialwissenschaftlichen Methode der objektiven Hermeneutik. In zahlreichen Interviews mit Kritikern der Corona-Politik, die laut eigener Angabe durch die Corona-Krise politisch radikalisiert wurden, versuchte Ute Fischer, wiederkehrende Denk- und Argumentationsmuster herauszuarbeiten. Die vorläufigen Ergebnisse ihrer Untersuchung, die sie als work in progress versteht, stellt sie in ihrem Vortrag zur Diskussion.

Ute Fischer, die seit 2010 die Professur für Politik- und Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund innehat, besucht Freiburg und das FRIBIS von Anfang Juni bis Mitte August 2022. Prof. Fischer ist Mitglied im Team Basisgeld & im care Team des FRIBIS und forscht zu Gender, Care, Arbeit, Armut, bürgerschaftlichem Engagement, Lebenssinn, Demokratieentwicklung und qualitativen Forschungsmethoden. 2003 hat sie hat die Initiative „Freiheit statt Vollbeschäftigung“ mitbegründet und bereichert seitdem den Grundeinkommensdiskurs durch Vorträge und Publikationen.

Ankündigung Seminar “Basic Income And Social Justice” an der Götz-Werner-Professur im Sommersemester 2023

Im Sommersemester 2023 bietet die Götz-Werner-Professur an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg wieder das Seminar „Basic Income and Social Justice“ an. Das Seminar richtet sich an Masterstudierende mit Interesse an der Forschung zum Thema bedingungsloses Grundeinkommen.

Wir freuen uns den besonderen Gast dieses Semesters Ugo Colombino in der letzten Seminarsitzung am 17.07.2023 begrüßen zu dürfen. Er ist Autor der diversen Paper, die den experimentellen Themen des Seminars zugrunde liegen.

Weitere Informationen zum Seminar und zur Teilnahme finden Sie auf der GWP Seite unter Announcement und auf der Kurswebsite.

Was würde ein Grundeinkommen für Studierende bedeuten? Jessica Schulz im Gespräch mit uniCROSS

Quelle: UniCross

Quelle: UniCross

Jessica Schulz – Doktorandin der Erziehungswissenschaften am FRIBIS und Koordinatorin des FRIBIS-Teams Universal Basic Income & Gender – wurde vom studentischen Online-Magazin uniCROSS zum Thema Grundeinkommen interviewt. Das Gespräch mit dem uniFM 88.4-Radioteam hört ihr hier.

Was würde ein Grundeinkommen für Studierende bedeuten? Welche Vorteile könnte es geben? Wären mit der Einführung eines Grundeinkommen im universitären Kontext möglicherweise auch Nachteile verbunden? Spräche etwas dagegen, dass Grundeinkommen probehalber einzuführen? Zu diesen und anderen Fragen bezieht Jessica Schulz Stellung.

FRIBIS-Discussion-Paper: Wie hängt die sinkende Erwerbsquote mit dem technologischen Wandel zusammen – und was bedeutet das für die Umsetzbarkeit eines BGE?

In der Reihe der FRIBIS Discussion Papers ist soeben ein neuer Beitrag von Joe Chrisp, Aida Garcia-Lazaro, Nick Pearce erschienen:

Technological chance and growth regimes – Assessing the case for universal basic income in an era declining labour shares.

Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist die Diagnose, dass in den letzten Jahrzehnten in den meisten OECD-Ländern ein erheblicher Rückgang der Erwerbsquote und ein Anstieg der Ungleichheit zu verzeichnen war. Der Rückgang der Erwerbsquote und der Anstieg der Ungleichheit stelle diese Länder vor verschiedene Probleme, sei es in Bezug auf die Verteilungsgerechtigkeit, die wirtschaftlichen und sozialen Ergebnisse, wie z. B. unzureichende Gesamteinkommen und Nachfrage, oder die demokratische Politik.

Welche Rolle spielt für diese Entwicklung der technologische Wandel – und spricht dieser Wandel für oder gegen die Realisierbarkeit eines Bedingungslosen Grundeinkommens? Diese und andere Fragen nimmt das Paper in den Blick.

Joe Chrisp: Research Associate, Institute for Policy Research (IPR), University of Bath

Aida Garcia-Lazaro: Research Associate, Institute for Policy Research (IPR), University of Bath, FRIBIS Team Microsimulation

Nick Pearce: Director, Institute for Policy Research (IPR), University of Bath, FRIBIS Team Microsimulation

Jürgen Schupp: Reform- und Transformationsschritte zu einer nachhaltigen Sozial- und Klimapolitik

Videoaufnahme des Vortrags von Jürgen Schupp: „Reform- und Transformationsschritte zu einer nachhaltigen Sozial- und Klimapolitik“, gehalten am 26. Jan. 2023 im Rahmen der FRIBIS Lecture Series an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Jürgen Schupp, Senior Research Fellow im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Mitglied des FRIBIS-Teams Expedition Grundeinkommen.

Zum 1. Todestag: Götz Werners Vermächtnis in Freiburg

Wer kennt sie nicht, die dm-Drogeriemärkte? Ihr Gründer, Götz W. Werner, ist letztes Jahr am 8. Februar 2022 im Alter von 78 Jahren gestorben. Bekannt wurde er einer breiteren Öffentlichkeit durch sein Eintreten für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Ein Einkommen, dass die Würde des Menschen garantiere und ohne Auflagen „von der Wiege bis zur Bahre“ jedem Menschen zustehen soll. Besonders in Freiburg wirkt sein Engagement für die Idee des Grundeinkommens weiter fort, indem er die wissenschaftliche Forschung zum BGE durch großzügige Spenden an die Universität Freiburg ermöglicht.

Seine Wahl fiel auf Freiburg, weil hier zu einem wesentlichen Teil die Entwicklung des deutschen Ordoliberalismus stattfand, den er als neuen Ordoliberalismus gerne mit dem bedingungslosen Grundeinkommen verbunden sehen wollte. Zudem hat in Freiburg sein enger Freund und Berater, Dr. Benediktus Hardorp, promoviert, der insbesondere zu Götz Werners Überzeugung beitrug, dass der Fokus auf die Mehrwertsteuer der richtige Steueransatz für eine positive Entwicklung der Gesellschaft sei. Die historischen Anknüpfungspunkte empfand er als Chance und Zeichen für das Zukünftige.

Als Götz Werner ab den 1980er-Jahren mit der Idee vom Grundeinkommen öffentlich auftrat, füllte er bereits große Säle und wusste zu begeistern. Doch lange galt das Grundeinkommen als bloße Utopie. Mittlerweile wird es weltweit diskutiert und in zahlreichen Testprojekten erprobt. In Deutschland wird es politisch wie zivilgesellschaftlich immer wieder in Erwägung gezogen.

Gegen Ende seines Lebens entschied sich Götz Werner, seinem ideellen Vermächtnis ein wissenschaftliches und institutionelles Fundament zu geben. In Bernhard Neumärker, Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, sah er die Person, der er diese Aufgabe anvertrauen wollte. Götz Werner und seine Frau Beatrice – eine gebürtige Freiburgerin – stifteten die Götz Werner Professur (GWP), deren Direktor Prof. Neumärker ist. Schließlich wurde neben dem Lehrstuhl ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum, das Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS), durch die finanzielle Unterstützung der dm-Werner Stiftung ermöglicht. Auch der damalige Rektor der Universität, Hans-Jochen Schiewer, erkannte die gesellschaftspolitische Relevanz des Grundeinkommens und unterstützte die Initiative mit dem Ziel, die Universität Freiburg zu einem Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und zivilgesellschaftlichen wie politischen Diskussion zu diesem Zukunftsthema zu machen.

Heute besteht das FRIBIS aus zahlreichen Mitarbeitenden und zumeist international besetzten Forschungsteams, in denen Wissenschaftler und Akteure aus der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Die Teams widmen sich spezifischen gesellschaftlichen Fragen im Lichte des Grundeinkommens: Geschlechtergerechtigkeit, das ökologische Verhalten in Produktion und Konsum, Finanzierungsmöglichkeiten oder Pflegearbeit. Das FRIBIS ist das weltweit größte Forschungszentrum zum bedingungslosen Grundeinkommen und zieht daher führende Forschende aus der ganzen Welt an.