Sammelband zur FRIBIS-Jahrestagung 2021 erscheint: Financial Issues of a Universal Basic Income (UBI)

2021 fand in Freiburg die erste FRIBIS-Jahrestagung statt, die sich dem Thema „Financial Issues of a Universal Basic Income“ widmete. Nun ist der englischsprachige Sammelband im LIT Verlag Berlin erschienen, den Bernhard Neumärker gemeinsam mit Jessica Schulz herausgibt.

Klappentext: “The first annual FRIBIS conference in October 2021 aimed to take into account the growing economic interest in financial issues in basic income research. After all, research on Unconditional Basic Income is significantly influenced by this development of monetary policy issues and, in turn, contributes just as influentially to the discussion. In addition to the economically focused main sessions, the two-day conference also included parallel sessions of other FRIBIS teams, in which prominent guests of the basic income discourse presented and discussed together with the interdisciplinary and international teams and members of FRIBIS.”

Bibliografische Infos:

  • ISBN: 978-3-643-91512-2
  • Seiten: 344
  • Bindung: Broschiert
  • Preis (Print): 19,90
  • Preis E-Book Download: 14,90

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Über den Herausgeber und die Herausgeberin

Bernhard Neumärker ist Direktor und Lehrstuhlinhaber der Götz-Werner-Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie und leitender Gründungsdirektor des FRIBIS.

Jessica Schulz promoviert am FRIBIS in den Erziehungswissenschaften und ist als Mitarbeiterin für das Publikationsmanagement zuständig.

Dienstag, 15. November 2022 – Abendvortrag von Dr. Manuel Franzmann: „Das BGE als Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von (bildender) Muße“

Am Dienstag, dem 15. November 2022, hält der Sozialwissenschaftler Dr. Manuel Franzmann einen Abendvortrag zu „Das bedingungslose Grundeinkommen als Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von (bildender) Muße“.

Zeit: 18:00 – 20:00 Uhr c.t.

Ort: KG 1, HS 1015, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg

Zur Person: Siehe persönliche Webseite: https://www.manuelfranzmann.de/

Abstract zum Vortrag: Es gibt zahlreiche Charakterisierungen des BGEs (manche mit empirischem Teil, andere nicht). Die meisten beziehen sich auf einen bestimmten gesellschaftlichen Problemkomplex und versuchen zu bestimmen, was es diesbezüglich bedeuten würde. Über die Jahre ist so ein großer Reichtum an Aspekten deutlich geworden, der den universalistischen Charakter des BGEs hat anschaulich werden lassen. Dieser resultiert aus den Autonomiegewinnen, die es Individuen in unterschiedlichsten Lebenskonstellationen und -situationen verschaffen würde (nichts hat einen universalistischeren Charakter als Autonomie). Um diesen Kern des BGEs sozialwissenschaftlich-theoretisch näher zu bestimmen, reicht der Autonomiebegriff nicht aus. Dafür ist er zu abstrakt. Ebenso wenig eine Bestimmung ex negativo, wie sie in der Aussage zu finden ist, ein BGE verschaffe „die Möglichkeit, Nein zu sagen“ (zu ausbeuterischen Formen von Erwerbsarbeit, generell zu einschränkenden Sozialbeziehungen). Kandidat für eine angemessene positive Bestimmung ist der Mußebegriff, mit dem sich formulieren lässt, dass ein BGE auf eine Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von Muße hinausliefe. Muße ist die zentrale Ausgangsbedingung für genuine Bildungsprozesse im Sinne von Wilhelm von Humboldt, der im Zuge der Bologna-Reformen bezeichnenderweise weitgehend in Vergessenheit geraten ist und durch intellektuell wie empirisch ausgesprochen flache, meist aus der Psychologie gelieferte Lern- und Kompetenztheorien ersetzt worden ist. Die Demokratisierung der Verfügbarkeit von Muße würde Individuen genuine Bildung über die gesamte Lebensspanne ermöglichen, was vor dem Hintergrund des dynamisierten Strukturwandels eine besondere Relevanz erhält. Allerdings hängt hier viel davon ab, wie man den Mußebegriff sozialwissenschaftlich versteht. Grenzt man ihn von kontemplativer Reflexivität, Entspannungspraktiken u.ä. nicht deutlich ab, wird er analytisch wertlos und sind Missverständnisse vorprogrammiert.

[VIDEO] Vortrag von Claus Leggewie: „Grundeinkommen im Kontext: Perspektiven von André Gorz“

In seinem Vortrag „Grundeinkommen im Kontext: Perspektiven von André Gorz“ geht Prof. Claus Leggewie auf die gedankliche Entwicklung des Philosophen André Gorz ein, der in der Spätphase seines Denkens ein Bedingungsloses Grundeinkommen forderte. Prof. Leggewie kontextualisiert Gorz‘ Überlegungen, indem er auf Vordenker des BGE eingeht, das intellektuelle Umfeld André Gorz‘ schildert und aktuelle Bezüge zum Grundeinkommen herstellt. In der Fragenrunde, die an den Vortrag anschließt, werden Zukunftsperspektiven angesprochen und einzelne Aspekte aus dem Vortrag in Hinblick auf unsere Gegenwart vertieft.

Dieser Vortrag vom 19. Juli 2022 ist Teil der FRIBIS Lecture Series. Er war zugleich die Auftaktveranstaltung zur FRIBIS Masterclass – einem mehrtägigen Workshop, in dem Mitglieder des FRIBIS gemeinsam mit Claus Leggewie Fragen des Grundeinkommens diskutierten.

Der Film vom Vortrag wurde von Enno Schmidt hergestellt.

Dienstag, 25. Oktober 2022 – Abendvortrag von Prof. Dr. André Presse: „Grundeinkommen – Idee, Prämissen & Realisierungsmöglichkeiten in Deutschland und weltweit“ (18–20 Uhr)

Am Dienstag, dem 25. Oktober 2022, hält der Wirtschaftswissenschaftler und GWP-Gastwissenschaftler Prof. Dr. André Presse einen Abendvortrag zu „Grundeinkommen – Idee, Prämissen & Realisierungsmöglichkeiten in Deutschland und weltweit“.

Zeit: 18:00 – 20:00 Uhr c.t.

Ort: KG 3, HS 3043, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg

Abstract zum Vortrag: Das Grundeinkommen beschäftigt als auf den ersten Blick sozialutopische Idee immer mehr Menschen, nicht erst seit dem Beginn des rasanten Anstiegs der Preise für Energie. Hierbei findet es glühende Befürworter und erbitterte Gegner. In wirtschaftswissenschaftlicher Sicht stellt sich unter anderem die Frage, ob und welche gesamtwirtschaftlichen Voraussetzungen für ein bedingungsloses Grundeinkommen existieren und wie es finanziert werden kann. Für ein Grundeinkommen in Deutschland wären beispielsweise andere Maßstäbe für die Höhe und Finanzierung, etwa über eine Konsumbesteuerung, anzusetzen als für eine Implementierung, etwa aus den Einnahmen weltweit versteigerter Emissionsrechte. Der Vortrag befasst sich mit diesen und weiteren Fragen und leuchtet Antwortmöglichkeiten hierfür aus.

Zur Person: Siehe persönliche Webseite: http://www.andrepresse.de/Home

 

 

FRIBIS auf dem BIEN-Kongress 2022: Das Grundeinkommen in Krisen- und Transformationszeiten

Zwischen 26. und 28. September 2022 findet in Brisbane (Australien) der 21. Kongress des Basic Income Earth Networks (BIEN) statt. An dem Kongress, der sich dem Thema „What can basic income offer in a time of crisis and transformation?“ widmet und im Hybridformat stattfinden wird, nehmen zahlreiche Mitglieder des FRIBIS als Vortragende teil.

Das FRIBIS-Team „Gender und Universal Basic Income and Gender“ (UBIG) wird eine eigene Panel Session zur Neukonzeption eines feministischen Grundeinkommens (Re-envisioning a feminist basic income framework, 27.09.22) geben. Neben der Team-Koordinatorin Jessica Schulz werden auch die Team-Mitglieder Toru Yamamori (Doshisha University), Almaz Zelleke (New York University, Shanghai) und Chloe Halpenny (University of Cambridge) sowie Clem Davies beteiligt sein, die an der Götz Werner Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie (GWP) arbeitet.

FRIBIS-Direktor Bernhard Neumärker und Jette Weinel (Team Basisgeld) sprechen über die Auswirkungen des Grundeinkommens auf Nutzenfunktionen und Steuereinnahmen (The Implications of UBI on Utility Functions and Tax Revenue, 27.09.22). Bernhard Neumärker wird darüber hinaus auch zum Thema des Netto-Grundeinkommens vortragen (The Net Basic Income: Towards A Resilient Governance and Welfare State Reform during a Crisis, 27.09.22) und am Panel zu Ehren Götz Werners teilnehmen (Götz Werner Tribute Panel, 28.09.22). Im Rahmen des letzteren Panels werden auch der FRIBIS-Geschäftsführer und GWP-Mitarbeiter Enno Schmidt sowie der GWP-Gastprofessor André Presse vortragen.

Gudrun Kaufmann, Mitglied des care-Teams des FRIBIS, wird über das Potential der Narrativen Ökonomik für das BGE sprechen (Narrative Economics as an Approach to Universal Basic Income?, 26.09.22). Simon März, Koordinator des Teams „Expedition Grundeinkommen“, liefert eine kritische Analyse einer vorgeschlagenen umfassenden UBI-Pilotstudie in Deutschland (A critical analysis of a proposed extensive UBI pilot study in Germany: is it advisable and how can municipalities finance it, 27.09.22).

Die Konferenz findet nicht öffentlich statt, sondern steht nur registrierten Tagungsteilnehmenden offen.

Team Sanktionsfrei – HartzPlus-Studie Endbericht

Die Studie startete im Januar 2019 und endete im Frühjahr 2022. Über diesen Zeitraum erhielten 254 Personen im Falle einer Sanktionierung ihrer Hartz IV Leistungen den Betrag, um den ihr Hartz IV Bezug zur Bestrafung (Sanktionierung) gekürzt wurde, vom Verein Sanktionsfrei bedingungslos hinzugezahlt. Diese Personen bildeten die Interventionsgruppe. Weitere 331 Personen, die keinen Ausgleich bei Sanktionierung ihrer Hartz IV Leistungen erhielten, dienten als Kontrollgruppe.

Ergebnis: Der finanzielle Ausgleich von Sanktionen gegenüber keinem finanziellen Ausgleich ergab keinen signifikanten Unterschied im psychosozialen Wohlbefinden und der sozioökonomischen Lage der an der Studie teilnehmenden Personen. Auch wenn die finanzielle Einbuße durch eine Sanktionierung ausgeglichen wurde, empfanden die Personen die Sanktion als Strafe und lähmend. Die Sicherheit der Personen der Interventionsgruppe, bei einer Sanktionierung einen finanziellen Ausgleich zu erhalten, führte zwar teilweise zu einem Gefühl der Erleichterung, entfaltete aber keine direkte Wirkung. Keine Person der Interventionsgruppe verhielt sich aufgrund dieser Sicherheit renitent gegenüber dem Jobcenter oder riskierte leichtfertig Sanktionen.

Die Studie zeigt, dass Sanktionen immer kontraproduktiv sind, keinerlei motivierenden Effekt haben, schwere psychosoziale Folgen haben können, soziale Isolation fördern und einen Druck erzeugen, der psychische Krankheiten verursacht oder verstärkt. Förderlich wären hingegen Wahlmöglichkeiten, Freiräume und Ermutigungen, Begegnung im Jobcenter mit Respekt auf gleicher Augenhöhe, Ermöglichungen.

Sanktionen verfehlen ihre behauptete Wirkung. Sie verursachen fast immer eine Kultur des Misstrauens. Die Menschen fühlen sich eingeschüchtert und stigmatisiert. Sanktionen bringen Menschen nicht in Arbeit und haben in einer modernen Grundsicherung nichts verloren…

Helena Steinhaus

Gründerin von Sanktionsfrei e.V

Die Studie soll nun der Bundesregierung vorliegen für die Ausgestaltung des Bürgergeldes. Das Team Sanktionsfrei stellte am 12. September 2022 in Berlin das Ergebnis dieser wissenschaftlichen Langzeitstudie vor. Die Studie Hartz Plus wurde von Sanktionsfrei e.V. in Auftrag gegeben und vom Institut für empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung Berlin (INES) durchgeführt. Sanktionsfrei – HartzPlus war außerdem ein FRIBIS Team, und das FRIBIS hat zur Finanzierung der Studie beigetragen.

Zehn Freiburger Thesen zum Grundeinkommen

Im Juli 2022 befasste sich eine FRIBIS-Masterclass unter Leitung von Professor Claus Leggewie (Universität Gießen) intensiv mit dem „Bedingungslosen Grundeinkommen“ (BGE). Durch ein BGE würde jede*r Bürger*in eines Gemeinwesens lebenslang ein partizipatives Einkommen erhalten. Dieses Grundeinkommen ist als individueller Rechtsanspruch weder an eine Erwerbsarbeit gebunden noch an eine Vorab-Prüfung der Bedürftigkeit nach Einkommen und Vermögen, Herkunft und Bildung, Beruf und Alter. Die zehn Freiburger Thesen finden Sie unten zum Download.

Workshop-Bericht zum Thema “Arbeit am Care-Begriff” des FRIBIS-Teams care

Das FRIBIS-Team care hat seinen ersten Ganztags-Workshop am 15.07.2022 in Freiburg durchgeführt.  14 Teilnehmende aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen diskutierten im Breisacher Tor (Rempartstr. 4) von 10 bis 18 Uhr engagiert über den „Care-Begriff: Verwendungen und Differenzierung“. Bereits im Zuge der ersten Forschungstreffen des care-Teams war schnell klargeworden, dass die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Care-Begriffs Unklarheit stiften. Zunächst bildet ,Care‘ ein weites Feld ab und ist ein Sammelbegriff für Systeme, Ökonomien und Tätigkeiten. Ebenso zentral ist auch die Differenzierung spezifischer Care-Bereiche und -Tätigkeiten, die sich durch ihre eigenen Logiken und Besonderheiten auszeichnen. Kann sich in diesem inhaltlichen Spannungsfeld ein prägnanter wissenschaftlicher Arbeitsbegriff herausbilden? Wo liegen die Grenzen der Begriffsverwendung und an welcher Stelle müssen eventuell neue Wege beschritten werden? Der Workshop war ein Auftakt dazu, diverse Positionen und Perspektiven auf den Care-Begriff zu verstehen und ins Gespräch zu bringen.

Der Austausch in der Workshop-Gruppe wurde durch vier Inputvorträge angestoßen, die von Prof. Dr. Klaus Baumann, Prof. em. Dr. Uta Meier-Gräwe, Dipl. phil. & Dipl. paed. Ronald Blaschke und Prof. Dr. Ute Fischer gehalten wurden. Zum Abschluss des Tages gab es noch eine gemeinsame Session in der Gruppe, die der Reflexion, der Ergebnissicherung und dem Ausblick dienen sollte. Eine kurze Zusammenfassung der Inputbeiträge und der wichtigsten Diskussionspunkte finden Sie im folgenden Dokument.

NetFi-Team-Koordinator Teodoro Criscione veröffentlicht zwei Artikel zu Gemeinschaftswährungen

Beide Artikel sind online verfügbar:

E. S. Mattsson, T. Criscione and W.O. Ruddick, Sarafu Community Inclusion Currency, 2020-2021. Scientific Data 9:426, Nature Publishing Group, 2022. Link: https://www.nature.com/articles/s41597-022-01539-4

We describe a dataset of account information and detailed transaction records for a digital complementary currency in Kenya. This “Sarafu system” initially encompassed several local, physical community currencies, which began transitioning to a feature-phone mobile interface in 2017. One unit of “Sarafu” is roughly equivalent in value to a Kenyan shilling. The published data includes anonymized account information for around 55,000 users and records of all Sarafu transactions conducted from January 25, 2020 to June 15, 2021. Transactions totaling around 300 million Sarafu capture various economic and financial activities such as purchases, transfers, and participation in savings and lending groups. So-called “chamas” are key to the operation of the Sarafu system and many such groups are labeled in the data. Describing this data contributes to research on the operation of community currencies, monetary systems, and economic networks in marginalized, food insecure areas. The observation period includes the first year of the COVID-19 pandemic and several documented pilot projects and interventions.

E. S. Mattsson, T. Criscione and F.W. Takes, Circulation of a Digital Community CurrencyarXiv preprint2207.08941, 2022. Link: https://arxiv.org/abs/2207.08941 (in review!!!)

Circulation is the characteristic feature of successful currency systems, from community currencies to cryptocurrencies to national currencies. In this paper, we propose a network analysis methodology for studying circulation given a system’s digital transaction records. This is applied to Sarafu, a digital community currency active in Kenya over a period that saw considerable economic disruption due to the COVID-19 pandemic. Representing Sarafu as a network of monetary flow among the 40,000 users reveals meaningful patterns at multiple scales. Circulation was highly modular, geographically localized, and occurring among users with diverse livelihoods. Network centrality highlights women’s participation, early adopters, and the especially prominent role of community-based financial institutions. These findings have concrete implications for humanitarian and development policy, helping articulate when community currencies might best support interventions in marginalized areas. Overall, networks of monetary flow allow for studying circulation within digital currency systems at a striking level of detail.