Der FRIBIS-Workshop „Das bedingungslose Grundeinkommen als ökonomisches Narrativ?“ (20.–22. September 2023)

Es herrscht ein gewisses Durcheinander, wenn es um ‚Narrative‘ geht. Während manche das Wort ,Narrativ‘ für eine nichtssagende Floskel halten, verwenden andere den Narrativbegriff wie selbstverständlich als Analysekategorie zur Erklärung gesellschaftlicher Phänomene. Und während die einen davon sprechen, dass gegnerische Vorstellungen „bloße Narrative“ seien, stellen andere fest, dass wir „neue Narrative brauchen“. Gerade auch im Grundeinkommensdiskurs spielt der Narrativbegriff eine wichtige Rolle: Ist das BGE zum Beispiel ein „bloßes Narrativ“ – oder bedarf es neuer Narrative, etwa eines Gegen-Narrativ zum Leistungsgedanken, um dem Grundeinkommen mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu verschaffen?

Begrüßung durch Prof. Andreas Urs Sommer

Zur Veranstaltung

Das FRIBIS-Team Partizipation und bedingungsloses Grundeinkommen – ‚Narrative‘ der Zukunft (PartUBI) hat zwischen 20. und 22. September 2023 einen Workshop veranstaltet, um Licht ins Dickicht der Narrative zu bringen. Die von Leon Hartmann, Sebastian Kaufmann und Robert Krause organisierte Veranstaltung stand unter dem Titel „Das bedingungslose Grundeinkommen als ökonomisches Narrativ?“ Zu den Vortragenden gehörten Nachwuchsforschende und arrivierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen (das Programm finden Sie hier).

 

Unterschiede zwischen den Teilnehmenden zeigten sich vor allem im Hinblick auf die Verwendung des Narrativbegriffs und die jeweiligen methodischen Prämissen. So nahmen einige Vortragende methodologische Metaperspektiven ein und sprachen darüber, welche Denotationen und Konnotationen dieser Begriff hat und wie er in bestimmten Diskursen gebraucht wird. Andere Vortragende waren dagegen weniger an der Analyse diskursiver Praktiken interessiert als vielmehr an gesellschaftlichen Phänomenen rund um das Grundeinkommen, die sie mit dem Narrativbegriff analytisch zu erfassen suchten. Dass Vertreterinnen und Vertreter dieser unterschiedlichen Herangehensweisen im Zuge des Workshops ins Gespräch gekommen sind, hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen.

Fazit und weiteres Vorgehen von PartUBI

Es wurde im Zuge des Workshops deutlich, wie zukunftsweisend das Thema der Narrative in seinem Zusammenhang mit dem Grundeinkommen ist und wie entscheidend der Narrativbegriff gegenwärtige Gesellschaftsdebatten bestimmt. Die Mitglieder von PartUBI sehen sich daher bestärkt in ihrem Anliegen, die Verwendung des Narrativbegriffs und die Funktion von ‚Narrativen‘ im Kontext von Kultur, Wissenschaft und Politik in Zukunft noch genauer zu untersuchen. Als Nächstes steht die Publikation eines Sammelbands in der FRIBIS-Schriftenreihe an, in dem die ausgearbeiteten Beiträge der Workshop-Teilnehmenden veröffentlicht werden.

Prof. Dr. Michael Roos

“The State Of The Art In Basic Income Policy” [Video Serie] – 5 Top Autoren teilen ihr Wissen

Willkommen zu unserer öffentlichen, englischsprachigen Vortragsreihe zum Thema “The State Of The Art Of Basic Income Policy”, die im April und Mai 2023 veranstaltet und aufgezeichnet wurde. Fünf Forschende stellen ihre bereits veröffentlichten Papers vor und geben einen vertieften Einblick in ihre Arbeit. Professor Jurgen De Wispelaere, der im Sommer 2023 die GWP-Gastprofessur innehat, moderiert die Vortragsreihe.
Assist.-Prof. Dr. Pilar Gonalons-Pons (University of Pennsylvania)
Dr. Leire Rincón (Autonomous University of Barcelona)

On Monday, 24th April 2023, Prof. Dr. Milena Buchs (University of Leeds) presented a lecture on Sustainable welfare: How do universal basic income and universal basic services compare?(article link).

Bio: Milena Buchs’s research focuses on sustainable welfare and just transitions. She has published widely on the relationship between economic growth and welfare states, and the question of how welfare states can be transformed so that everyone’s needs can be achieved within planetary limits. Several of her publications also focus on the distributional and justice implications of climate policies and measures that improve their distributional outcomes.

On Wednesday, 26th April 2023, Assit.-Prof. Dr. Femke Roosma (Tilburg University) presented a lecture on Between left and right: A discourse network analysis of Universal Basic Income on Dutch Twitter” (article link).

Bio: Femke Roosma’s research focusses on the legitimacy of social policies and welfare states. She studies multiple dimensions of support for the welfare state, solidarity and deservingness perceptions and support for universal basic income. Her research on basic income has appeared in leading journals in sociology and social policy.

On Wednesday, 3rd May 2023, Assist.-Prof. Dr. Pilar Gonalons-Pons (University of Pennsylvania) presented a lecture on Exit, voice and loyalty in the family: findings from a basic income experiment(article link).

Bio: Pilar Gonalons-Pons’s research examines how work, families, and public policies structure economic inequalities. Much of her work, published in leading international journals in sociology and social policy, is guided by the overall goal to develop a comprehensive understanding about the political economy and gendering of care and reproductive paid and unpaid work and its contribution to economic inequalities.

On Monday, 8th May 2023, Prof. Dr. Tim Vlandas (University of Oxford) presented a lecture on The political economy of individual-level support for the basic income in Europe(article link).

Bio: Tim Vlandas’s research interests are in comparative political economy with a particular focus on the determinants and consequences of social and economic policies. He has written several articles on basic income in leading international publications and in 2022 published Foreign States in Domestic Markets (Oxford University Press).

On Wednesday, 10th May 2023, Dr. Leire Rincón (Autonomous University of Barcelona) presented a lecture on A Robin Hood for all: a conjoint experiment on support for basic income (article link).

Bio: Leire Rincón recently completed a PhD in Political Science at the University of Barcelona and the Institut Barcelona d’Estudis Internacionals (IBEI), in which she looked at preferences for universal basic income and competing policy alternatives in comparative perspective. She has published several articles in leading policy journals examining public support for basic income. In addition to public opinion and political behaviour in relation to welfare policies and redistributive politics, in her recent research she also studies different aspects of gender-based violence.

Veröffentlichung von sechs Policy Papers zum Thema „Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung“

Unter dem Motto „Solidarität statt Wettbewerb“ diskutierten Mitglieder des FRIBIS und des CIW (Centrum für Interdisziplinäre Wirtschaftsforschung, Universität Münster) im Rahmen eines Workshops, inwiefern ein Bedingungsloses Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung fungieren könnte. Die Workshop-Teilnehmenden haben nun sechs Policy Papers publiziert, in denen sie ihre im März vorgestellten Überlegungen vertiefen.

In Fabienne Hansens Artikel Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Möglichkeiten eines Grundeinkommens? Ein initialer Überblick über den Forschungsstand wird erläutert, inwiefern ein klimafreundliches Grundeinkommen ein Instrument zur sozio-ökologischen Transformation sein könnte. Es werden konkrete Finanzierungsmöglichkeiten durch ökologische Besteuerungsmaßnahmen aufgezeigt und praktische Umsetzungsstrategien besprochen.

Klaus Baumanns Artikel Care, Arbeit, Care-Arbeit zwischen Solidarität und Wettbewerb untersucht die Rolle von Care-Arbeit im Spannungsfeld von Solidarität und Wettbewerb. Der Autor begründet, warum es einer integrativen Sichtweise bedarf, die sowohl die ökonomischen als auch die sozialen Aspekte der Care-Arbeit berücksichtigt. Baumann zeigt auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen zur Förderung sozialer Gerechtigkeit beitragen könnte.

Moritz Meyer und Verena Löffler (beide Universität Münster) haben gemeinsam zwei Artikel beigesteuert. Der erste Beitrag Anreizkompatibilität eines Bedingungslosen Grundeinkommens in der Diskussion befasst sich mit der Anreizkompatibilität eines Bedingungslosen Grundeinkommens, gibt einen knappen Überblick über verschiedene Modelle und bezieht sich auf aktuelle Experimente und Studien, um die potenziellen Auswirkungen auf das Arbeitsverhalten der Menschen zu beleuchten. Der zweite Artikel Sozialvertragliche Bedingungen und Regeln für eine Grundeinkommensgesellschaft bespricht die sozialvertraglich-politische Dimension eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Dabei werden die unterschiedlichen Standpunkte von Professor Thomas Apolte (CIW, Münster) und Professor Bernhard Neumärker (FRIBIS, Freiburg) reflektiert und ihre Implikationen für Einkommensverteilung und gesellschaftliche Machtverhältnisse analysiert.

Tobias Dumschat widmet sich in seinem Artikel Grundeinkommen als Vehikel für sorgende Gemeinschaften der informellen Altenpflege? der Frage nach kommunitaristischen Solidaritätsstrukturen in einer Grundeinkommensgesellschaft. Indem er Beispiele und Fallstudien aus dem Bereich der informellen Altenpflege heranzieht, zeigt er auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen dabei helfen könnte, eine nachhaltige und solidarische Pflegeinfrastruktur aufzubauen.

Jessica Schulz beleuchtet in ihrem Artikel Bedingungsloses Grundeinkommen und Gleichberechtigung die Gleichstellung von Frauen und geht auf verdeckte Strukturen der Ungleichheit ein, die der Chancengleichheit nach wie vor im Weg stünden. Sie zeigt auf, wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen dazu beitragen kann, existenzielle Sorgen von Müttern im Zusammenhang mit Kindererziehung und ,verlorenen Arbeitsjahren‘ zu begrenzen sowie gesundheitliche Risiken zu verringern.

Neue DIW-Studie: Wünschen sich die Deutschen ein Grundeinkommen – und wenn ja, welches?

Eine im Mai 2023 erschienene Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) gibt Aufschluss über die Einstellung der Deutschen zum Bedingungslosen Grundeinkommen. Beteiligt an der Studie war Prof. Jürgen Schupp, Wissenschaftler in der Infrastruktureinrichtung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) im DIW und Mitglied des FRIBIS-Teams Expedition Grundeinkommen (XUBI). Der Spiegel hat in seinem Artikel Dieses Grundeinkommen wünschen sich die Deutschen vom 23. Mai über die DIW-Studie berichtet.

Zustimmungsquote zum Grundeinkommen

Mehr als die Hälfte aller Befragten (53 %) ist für die Einführung eines BGE, während sich 36 % dagegen aussprechen und 11 % nicht wissen, wie sie sich positionieren sollen. Dass die Mehrheit der Deutschen dem Grundeinkommen prinzipiell positiv gegenübersteht, ist insofern nicht überraschend, als dieses Ergebnis den Trend früherer Umfragen fortschreibt. Zwischen Ende 2016 und Herbst 2018 blieb laut DIW „die Zustimmungsrate zur Einführung eines BGE weitgehend stabil sowie tendenziell steigend“ und erreichte „einen Wert zwischen 45 und 55 Prozent“. Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg haben die Haltung der Deutschen demnach nicht entscheidend verändert.

Ausgestaltung des Grundeinkommens

Was die konkrete Ausgestaltung eines BGE betrifft, so ist die Zustimmung umso größer, je höher das Grundeinkommen ausfällt. 1200 Euro pro Monat wird von den meisten Menschen als angemessener Betrag angesehen. Was die Finanzierungsmechanismen betrifft, so findet eine Vermögens- und Reichensteuer am meisten Unterstützung, während die Finanzierung über eine CO2-Steuer den Befragten bereits weniger attraktiv erscheint und eine Mehrwertsteuererhöhung am wenigsten Anklang findet. Besonders hoch ist die Zustimmungsquote zum BGE bei denjenigen, die von der Einführung profitieren würden – am niedrigsten ist sie bei denen, die erwarten, dass sich ein BGE negativ auf ihre Einkommens- und Vermögensverhältnisse auswirken würde.

Fazit

Die hohe Zustimmung der Bevölkerung zum BGE ist ein weiterer Grund dafür, dass ein Grundeinkommen – in welcher konkreten Ausgestaltung auch immer – Teil der Diskussion über die überfällige Transformation der Sozialsysteme sein sollte. Das FRIBIS wird weiterhin dazu beitragen, dass diese Diskussion auf der Höhe der gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse stattfindet. 

Bewerbungen willkommen: FRIBIS Summer School im Juli 2023 zu „Empirischen Methoden der BGE-Forschung“

Das FRIBIS organisiert im Juli 2023 eine dreiteilige Summer School. Alle Teile der Summer School beschäftigen sich aus je unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema „Empirische Methoden der BGE-Forschung“. Die Veranstaltungen finden in Freiburg in englischer Sprache statt, Bewerbungen können ab sofort eingereicht werden. (Deadlines siehe unten)

Teil 1/3: How to Biuld a UBI Pilot

Der erste Teil der Summer School (10. Juli 2023) beginnt mit dem Thema How to build a UBI pilot. Weltweit wird eine wachsende Zahl von UBI-Pilotversuchen vorgeschlagen oder ist in Vorbereitung. Es gibt jedoch nur begrenzte Kenntnisse darüber, wie ein Pilotversuch zu gestalten ist, welche Methoden am besten geeignet sind und wie die Ethik der Pilotforschung aussieht. Die Teilnehmenden werden sich diesen Fragen widmen.

Bewerbungsdeadline: Sonntag, der 22. Mai 2023.

Teil 2/3: Social Contract Lab Experiments

Der zweite Teil der Summer School (11.–14. Juli 2023) steht unter dem Titel Social Contract Lab Experiments. Im Fokus steht die Anwendung der Sozialen Vertragstheorie auf die verhaltensorientierte und experimentelle Ökonomie (sowohl in Theorie als auch in Praxis). Die Teilnehmenden werden die Relevanz von Verhaltensexperimenten für normative Theorien diskutieren und lernen, wie man Laborexperimente konzipiert und durchführt.

Bewerbungsdeadline: Sonntag, der 22. Mai 2023.

Teil 3/3: Microsimulation and Social Welfare Maximization

Die zweite Summer School (18.–20. Juli), widmet sich dem Thema Microsimulation and Social Welfare Maximization. Jungen Forschenden (MSc, PhD), aber auch Post Docs, die noch keine Erfahrung mit statischen Modellen haben, bietet sich hier die seltene Gelegenheit, eine umfassende Einführung in die Entwicklung von statischen Mikrosimulationsmodellen und Wohlfahrtsanalysen zu erhalten, die sowohl Theorie als auch Praxis abdeckt.

Bewerbungsdeadline: Sonntag, der 22. Mai 2023.

Eine Hommage an Götz W. Werner: Neue YouTube-Videos mit Prof. Bernhard Neumärker und Enno Schmidt

Zwei von Enno Schmidt produzierte Videos zum Vermächtnis Götz Werners sind soeben auf dem FRIBIS-YouTube-Kanal erschienen: Prof. Bernhard Neumärker zeigt in seinem Vortrag „UBI & New Ordoliberalism“ Verbindungen zwischen den unternehmerischen Leitprinzipien Götz Werners und dem wissenschaftlichen BGE-Diskurs auf, während Enno Schmidt in seinem filmischen Nachruf ein lebendiges Bild von Werner als Unternehmer und Grundeinkommensbefürworter zeichnet.

Bernhard Neumärker: UBI & New Ordoliberalism

In diesem Vortrag demonstriert Prof. Neumärker, wie die unternehmerischen Leitgedanken Götz Werners und der wissenschaftliche BGE-Diskurs zusammenhängen. Zu den Prinzipien Werners gehören Ex ante Social Contracting, Ex post stable Social Contracting, Ex post Governance sowie Ideen zu einem Paradigmenwechsel in der sozialen Marktwirtschaft. Prof. Neumärker erläutert, inwiefern sich der Neue Ordoliberalismus und das Grundeinkommen als Grundfeiler eines gerechten Gesellschaftvertrags aus diesen Prinzipien ableiten lassen.

Darüber hinaus behandelt Bernhard Neumärker die ,libertäre Falle‘ in der politischen Ökonomie der Freiheit sowie die ,autoritäre Falle‘. Seine These lautet, dass das Partizipative BGE dabei helfen könnte, der libertären Falle aus dem Weg zu gehen und einen Schritt aus der autoritären Falle hinauszugelangen. Der von ihm angestrebte Paradigmenwechsel erstreckt sich außerdem auch auf das bedarfsorientierte Wohlfahrtssystem, die Machtumverteilung in Arbeitsverträgen und die Potentiale eines BGE in Sachen Zeitsouveränität (multiplikative Nutzenfunktion) und intrinsischer Motivation. Abschließend begründet Neumärker, warum die Konsumsteuer zur Finanzierung des Grundeinkommen geeignet ist.

Ein Nachruf auf Götz W. Werner von Enno Schmidt

Auf dem BIEN-Kongress 2022 in Brisbane, Australien, präsentierte Enno Schmidt diesen filmischen Nachruf, um Götz Werners internationale Bekanntheit zu steigern.

Enno Schmidt ist Mitbegründer der Volksinitiative und des Volksbegehrens zur Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens in der Schweiz, Autor des Films Grundeinkommen – ein Kulturimpuls und Geschäftsführer des FRIBIS.

Götz Werner war ein mehrfach ausgezeichneter Unternehmer und der prominenteste Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland. In der Zeit von 2005 bis kurz vor seinem Tod führte Enno Schmidt zahlreiche Interviews mit Werner und erkundete so seine Denkweise und Unternehmensführung sowie deren konkrete Auswirkungen auf die Menschen in seinem Unternehmen.

Veröffentlichung von 6 Policy Papers anlässlich der FRIBIS Winter School mit Philippe Van Parijs

Zwischen 16. Und 20. Januar fand dieses Jahr die erste FRIBIS-Winter School statt, die unter dem Titel „Today’s global challenges and the UBI debate“ stand. Geleitet wurde sie von Philippe Van Parijs, der zu den führenden Grundeinkommensforschenden weltweit gehört. Jeder Tag der Winter School widmete sich jeweils einem anderen Schwerpunkt, wobei die übergeordnete Fragestellung gleich blieb: Werden die großen Herausforderungen der letzten Jahre – u. a. die Klimakrise, die Pandemie, internationale Spannungen und Konflikte, der Verlust der Biodiversität –  dazu führen, dass das Thema Grundeinkommen auf die lange Bank geschoben wird oder im Gegenteil sogar stärker ins Zentrum des Diskurses rückt?

Zahlreiche Teilnehmende der Winter School haben die vergangenen Monate zum Anlass genommen, die Veranstaltung Revue passieren lassen und eigene Überlegungen zu Themen rund um das BGE zu formulieren. Die Ergebnisse lassen sich nun in sechs jüngst veröffentlichten englischsprachigen Policy Papers nachlesen:

 

 

 

 

 

Globetrotter des Grundeinkommens: Prof. Jurgen De Wispelaere nun in Freiburg

Das wissenschaftliche Interesse am Grundeinkommen hat Jurgen De Wispelaere bereits an viele Orte geführt: Über Belgien nach Großbritannien, Irland, Australien, Kanada, Spanien, Finnland, Argentinien und schließlich Chile. Im Zentrum seiner Forschungen stehen die vielerorts unternommenen Grundeinkommensexperimente und ihren Auswirkungen auf die Politik. Nun kommt Prof. De Wispelaere für drei Monate nach Freiburg, um am FRIBIS und an der GWP zu forschen, zu lehren, zu schreiben und sich mit den Menschen vor Ort auszutauschen.

Wissenschaftliche Veranstaltungen mit Jurgen De Wispelaere

Zwischen 24. April und 10. Mai veranstaltet Jurgen De Wispelaere eine Public Lecture Series zum Thema „The State Of The Art In Basic Income Policy: A Public Lecture Series“, zu dem er prominente Gäste einlädt. Im Sommersemester wird Professor De Wispelaere außerdem ein Blockseminar für Masterstudierende anbieten: „Recent Advances in Basic Income Policy Research“.

Am Donnerstag, den 27. April hält er im Rahmen der FRIBIS Lecture Series den Vortrag “Basic Income Trials: The problem of assuring (continued) political commitment”. Diese Veranstaltung ist sowohl Online als auch in Präsenz besuchbar.

Am 11. Mai trägt er im Rahmen der UBITrans Public Seminar Series zum Thema „Basic income as an Eco-Social Policy Instrument? A Preliminary Framework and Comparative Analysis of Policy Alternatives“ vor.

Jurgen De Wispelaere im Interview zu seinen Plänen für den Freiburger Aufenthalt

Wie Jurgen uns im Interview mitgeteilt hat, handelt es sich bei seinem Deutschlandaufenthalt in gewisser Weise um eine Rückkehr. Die ersten 10 Jahre verbrachte er nämlich als Jürgen De Wispelaere in Deutschland, bis er nach Belgien umzog und schließlich, zu dieser Zeit bereits in Großbritannien lebend, auf den Umlaut verzichtete. Lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren.

What do you hope to gain from your time in Freiburg on both a private and academic level?

On a personal level it is really interesting for me to visit Germany again and reclaim my long-lost quasi-German heritage. I was actually born in Köln — hence the name Jürgen, although I dropped the Umlaut when I moved to the UK in the late 1990s because the English don’t know what to do with that. I moved to Belgium when I was 10y old and haven’t been back to Germany since. At the time I was fluent in German, but 40 years later, I hope to use the three months in Freiburg to recover as much as possible. Of course, it isn’t just about the language but also reconnecting to the German culture and lifestyle I still vaguely remember.

On a professional level I look forward to meeting and discussing basic income with a whole group of students — master, PhD and postdocs — at GWP and FRIBIS. Meeting fresh faces and discussing their and my research is what research visits are all about. As you become more senior in your career, you start to realise that the really exciting new ideas often come from people at the start of their career. So I’m keen to learn and explore collaborating with both students and faculty in Freiburg. At the same time, I also look forward to connecting again with broader research communities in Europe, which is much easier to do from Freiburg than from Valdivia in the south of Chile (where I normally live).

Are there any writing projects you want to focus on during your stay?

Funnily enough, yes! In addition to finishing up some small pieces of research, I’ll be working on three main areas of research. First, I will continue working on the policy impact of basic income experiments, which is an area of research strangely absent from much of the debate around basic income experiments. People talk about the design, implementation and findings of experiments, but no one really looks at what happens after. This is a project I have started with Joe Chrisp, which already led to a special issue of the European Journal of Social Security, but which we are now developing and expanding.

A second project is also related to basic income experiments. With my long-standing collaborator Lindsay Stirton, I plan to work on a paper that examines how to assure that political actors continue their initial commitment to funding, designing, implementing and evaluating a basic income experiment. It turns out that governments who make an initial political commitment to a basic income experiment immediately face all sorts of political pressures and circumstances that threaten this continued commitment. By looking at several of the recent cases (Finland, Ontario, Catalonia and Ireland) I hope to get more insight in what is the core problem and how we might think of protecting basic income experiments from loss of political commitment over time. This will be the topic of my public lecture on 27 April. Third, building on earlier work I published on the relation between basic income and exit from the labour market, I will explore the option of collaborating on some research in the political economy of basic income and the exit option with Prof Neumärker and several of the PhD students. These projects should keep me busy during the three months I’ll be visiting Freiburg.

Nachbericht zum Workshop in Münster: “Solidarität statt Wettbewerb: Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung?”

Autor:innen: Tobias Dumschat & Fabienne Hansen

Am 20. und 21. März 2023 fand im Franz-Hitze Haus in Münster ein Workshop zum Thema “Solidarität statt Wettbewerb: Das Bedingungslose Grundeinkommen als Grundpfeiler einer neuen Gesellschaftsordnung?” statt. Das Freiburg Institute for Basic Income Studies (FRIBIS) und das Centrum für Interdisziplinäre Wirtschaftsforschung (CIW) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hatten dazu verschiedene Perspektiven auf gesellschaftliche Zukünfte zusammengebracht.

Die Teilnehmenden des Workshops diskutierten im Format von Rede und Gegenrede intensiv über Argumente für und gegen das Bedingungslose Grundeinkommen. Dabei wurden verschiedene Themenblöcke wie „Sozialvertrag“, „Anreizkompatibilität“, „Gleichberechtigung“, „Umweltschutz“ und „Sorgearbeit“ diskutiert. In der Diskussion ging es darum, die verschiedenen Perspektiven miteinander zu kontrastieren und die Teilnehmenden ins Gespräch zu bringen.

Die Veranstaltung richtete sich vor allem an Promovierende relevanter Fachdisziplinen wie Wirtschaft, Soziologie, Politologie und Philosophie. Interessierte aus anderen Bereichen waren jedoch ebenfalls eingeladen, sich anzumelden.

Die Teilnehmenden des Workshops zeigten sich begeistert von der Möglichkeit, ihre Ideen und Perspektiven in einem offenen und kritischen Diskurs zu präsentieren und zu diskutieren. Die Veranstaltung erwies sich daher als geeignete Gelegenheit, die verschiedenen Disziplinen zusammenzubringen und gemeinsam über die Zukunft unserer Gesellschaft nachzudenken.

Insgesamt war der Workshop ein voller Erfolg und ein inspirierender Ort des Austauschs. Die Teilnehmenden gingen mit neuen Ideen und Impulsen zurück an ihre Forschung und werden die Ergebnisse der Diskussionen zweifellos für ihre Arbeit fruchtbar machen können. Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen dieser Art und hoffen, dass auch in Zukunft ein offener und kritischer Diskurs über die zukünftige Gesellschaft möglich sein wird.

Das Veranstaltungsprogramm finden Sie hier.

Video Interview mit Prof. Dr. Bernhard Neumärker

Hierzu das ausführlichere schriftliche Interview mit Prof. Neumärker.

Würde ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) in der Coronakrise besser helfen als die vom Staat gewährten Stundungen und Kredite?

Prof. B. Neumärker: Ja. Statt des ständigen Nachbesserns aufgrund neuer Hilfsnotwendigkeiten und der teilweise künstlichen Regeln für die Gewährung von Geldern träte eine unbedingte Absicherung für alle. Meine Idee eines Netto-Grundeinkommens (NGE) sieht vor, dass jede Person in der Bevölkerung während der Krisenzeit monatlich und bedingungslos € 500-700 bekommt, und dass Miet- und Kreditzahlungen ausgesetzt werden. Erst nach der Krisenzeit können sie wieder aufgenommen werden. Netto meint also: ohne Miet- und Kreditzahlungen. Das ausgezahlte NGE zuzüglich (ausgesetzte) Miet-, Zins- und Tilgungsleistungen ergibt den Bruttobetrag, der dann für ein Grundeinkommen außerhalb von Krisenzeiten als Orientierungspunkt dienen kann. Vermieter und Kreditgeber sowie deren Angestellte bekommen in der Krise selbstverständlich auch ein NGE.

Auf diese Weise müssen keine Kredithilfen oder Transfers gegeben werden, um ganz im Sinne herkömmlichen Denkens Miete und Kredite bezahlen zu können. Denn diese Einkunftsarten können mit der NGE-Einführung “stillgelegt” werden.

Zinseinnahmen aus Vermietung, Verpachtung und Geldverleih sind aus ordnungspolitischer Sicht “leistungslose Einkommen”, die in der Krise nicht vorzüglich zu bedienen sind.

Statt im Einzelfall Miet- und Kreditstundungen zu ermöglichen bzw. auszuhandeln, ist dies mit dem NGE von vorneherein und für alle grundsätzlich geregelt.

Damit wird vielen Selbständigen, Kleinunternehmern und Start-Ups unter die Arme gegriffen, aber auch jeder andere hat eine Grundsicherheit, wenn die Krise ihn arbeitseinkommensmäßig trifft. Kredithilfen sind in weit geringerem Maße nötig.

Das NGE ist ein “symmetrisches” Konzept zur “Krisengerechtigkeit“. Ansonsten kommt es zu einer gigantischen Umverteilung hin zu Miet- und Zinseinkommensbeziehern, da deren Einkommen ungehindert weiterlaufen bzw. zwischenzeitlich durch zusätzliche Kreditaufnahme anderer finanziert werden, während aufgrund der Maßnahmen der Regierung zur Krisenbewältigung viele ihr Einkommen für eine Zeit lang unwiederbringlich einbüßen.
Das NGE ist vergleichsweise einfach zu finanzieren, da es sich auf einem relativ geringen Finanzierungsniveau bewegt. Ich rechne mit € 50 MRD mehr auf die bestehenden Ausgaben des traditionellen Sozialsystems. Allerdings: Gesundheit hat in der momentanen Krise eine besondere Rolle, weswegen die Ausgaben des Gesundheitswesens und der damit verbundene Teil des Sozialversicherungssystems natürlich extra betrachtet werden muss.

Mit dem NGE wird eine Basis des Verbrauchs finanziert, der selbstverständlich auch in der Krise nötigt ist.

Die darauf aufbauenden wichtigen Geschäfte können natürlich weiterhin Arbeits-, Gewinn- und Kapitaleinkommen erwirtschaften.
Asymmetrie entsteht in der Krise durch diese weiterlaufenden Tätigkeiten und vor allem notwendige Leistungen für Gesundheitsmaßnahmen und kritische Infrastruktur. Dafür muss der Staat auch bei einem NGE extra Töpfe aufmachen.

Der große Anteil unentgeltlicher Arbeit in der Gesellschaft – mehr als 50% aller geleisteten Arbeit – wird mit dem NGE ebenfalls sichergestellt. Dies betrifft z.B. die Sorgewirtschaft (Pflege, Kinder hüten, etc.) und damit eher eine klassische Domäne der Frauen. Das NGE ermöglicht Leben und damit auch Arbeiten, egal wie hoch deren Rentierlichkeit am Markt für „Investoren“ ist.

Das Krisensicherheit und Krisengerechtigkeit erzeugende NGE bildet die Basis in einem Reformkonzept der langfristigen Einführung eines ausgebauten bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) u.a. anstelle von Arbeitslosengeld und Basisrente. Das NGE kann im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung nach der Krise zu einem “partizipativen BGE” aufgestockt werden, das heißt zu einem BGE von ca. € 1200 bis € 1500 im Monat, da mit dem wieder einkehrenden „Normalbetrieb“ der Wirtschaft auch ein höheres Grundeinkommen finanzierbar ist. „BGE“ bedeutet in diesem Reformschritt dann entgegen dem Netto-Grundeinkommen zugleich Brutto-Grundeinkommen.

Bei einer nächsten Krise kann das BGE gleich einem „Krisenautomatismus“ wieder auf ein NGE heruntergefahren werden, womit die Bevölkerung grundsätzlich abgesichert ist.

Die alte Latrinenparole, das BGE sei nicht finanzierbar und würde zu Faulheit im großen Stil führen, lässt sich durch die Krisenerfahrung nicht aufrechterhalten.

Mal europaweit gedacht: Sehen Sie im BGE auch eine Lösung für die Menschen in den besonders betroffenen Regionen in Spanien und Italien?

Prof. B. Neumärker: In Spanien wird das bedingungslose Grundeinkommen bereits in Erwägung gezogen. Man sieht die beschriebenen Vorteile. Aber die politische Durchsetzbarkeit hängt an Politikern, die das Neue auch jetzt noch nicht denken können und im alten großteils neo-liberalen, einseitig oder zumindest dominant wettbewerblich ausgerichteten Wirtschaftssystem aus der Zeit vor der Krise verhaftet sind. Marktkonforme bzw. kapitalgelenkte Wirtschaftspolitik steht in Spanien vor allem wegen der Tatsache einer Minderheitsregierung auf der Kippe.

Ich würde auch im Hinblick auf den europäischen Zusammenhalt für die sogenannte Euro-Dividende plädieren, die europaweit als BGE ausgezahlt wird und auf nationale Sozialsysteme aufgesetzt werden kann. Der Betrag einer Eurodividende wäre z. B. € 250 pro Monat für jeden Bürger der EU. Dieser Betrag kann in der Krisenzeit durch Euro-Bonds und danach durch MwSt. oder – noch besser – durch eine Steuer auf die Integrationsgewinne finanziert werden, denn die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vor- aber auch Nachteile der europäischen Integration tragen ja alle Bürger mit. Dies ist eine Solidarität auch in dem Sinne der Toleranz, dass Integrationsgewinne heute recht ungleich verteilt sind. Man „toleriert“ auf internationaler Ebene die hohen Integrationsgewinne Deutschlands, dafür zeigen die Deutschen „Dankbarkeit“ für die ärmeren Regionen und Länder. Auch national werden mit der Euro-Dividende individuell unterschiedliche Integrationsgewinne und -verluste akzeptabel.

Durch die Coronakrise kommen auf alle Staaten Belastungen in nie da gewesener Höhe zu. Wie ließe sich das BGE gegenfinanzieren?

Prof. B. Neumärker: Im Vergleich zur immensen Schuldenaufnahme z.B. Deutschlands für allerlei Kredithilfen, die die Bürger langfristig wegen der Kreditrückzahlungen des Bundes und der Bedienung der aufgenommenen Kredite finanziell sowohl über das öffentliche Budget als auch privat knebeln und in Abhängigkeiten treiben, wäre die staatliche Kreditaufnahme in der Krisenzeit zur Finanzierung des NGE relativ gering. Die Finanzierung in der Krise wäre also durch Kreditaufnahme des Bundes vergleichsweise kommod.

In Post-Krisenzeiten kann das NGE zum BGE ausgebaut und durch MwSt. oder als negative Einkommensteuer finanziert werden. Die Bevölkerung wird diese Absicherung sicherlich goutieren und die Finanzlast nicht als zu hoch ansehen.

Ökonomen erwarten nach der Coronakrise eine schwere Wirtschaftskrise. Was würde das bedingungslose Grundeinkommen in der Situation einer stark gebremsten Wirtschaft bedeuten? Die Menschen hätten zwar Geld, es gäbe aber keine Waren zum Kaufen?

Prof. B. Neumärker: Solange die Wirtschaft nicht auf Leistung angefahren ist, bedient das Netto-Grundeinkommen die „Aufrechterhaltungswirtschaft“: Nahrungsmittel, Grundversorgung, Erhalt kritischer Infrastruktur. Die Regierung muss hier nur dafür sorgen, dass der dafür benötigte Handel aufrecht erhalten bleibt. Die Nachfrage ist ja durch das NGE grundsätzlich gesichert.

Je nachdem, wie schnell sich Wirtschaft und Gesellschaft (!) erholen, kann das NGE bis zum partizipativen BGE aufgestockt werden. Durch den Aufbau der Produktion gibt es dann ja mehr Güterkonsumpotential. Dabei haben die Menschen durch das bedingungslose Grundeinkommen aber auch noch Zeitsouveränität und Selbstbestimmungsoptionen hinzugewonnen. Damit wird zugleich Macht in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zum Individuum hin umverteilt. Die Bürger sollten sich das was kosten lassen.

Für wie realistisch halten Sie Ihre Szenarien? Wann wäre die beste Zeit, das bedingungslose Grundeinkommen umzusetzen?

Prof- B. Neumärker: Die beste Zeit ist jetzt und so schnell wie möglich.

Die Diskussion kommt immer mehr ins Rollen. Nicht nur in Spanien: Es laufen auch in Deutschland recht erfolgreich Petitionen, da vor allem für Selbständige, Kleinunternehmer, Künstler, aber auch Arbeitnehmer, die plötzlich entlassen werden, sich nicht hinreichend durch die unkonventionell konventionelle Politik geschützt sehen. Es besteht eine hohe Privatinsolvenzgefahr. Die Leute wollen nicht von der Gängelung scheinbarer Erfordernisse abhängig sein und nicht von der fraglichen Treffsicherheit einzelner Transferzahlungen und Kredithilfen, wo doch jeden Tag neue „Notwendigkeiten“ das bisherige Staatshandeln immer wieder obsolet machen und den Staat auch schwach werden lassen.

Dieses jetzige Vorgehen ist ein Muddling through der unstrukturierten Art und Weise, das abgestellt gehört. Wenn eine Vielzahl der Bürger das erkennt – und die BGE-Einführungsforderung kommt ja aus der Zivilgesellschaft – und wenn der Staat immer weniger strukturiert zu handeln weiß, hat das BGE eine Einführungschance, und zwar vor allem durch das NGE in der Krise.

Der anschließende Reform- und Verstetigungsschritt in der Postkrisenzeit wird auf den Erfahrungen mit dem Krisen-Grundeinkommen aufbauen können und folglich mehr Rückhalt in Gesellschaft und Politik haben als eine Einführung des partizipativen BGE in guten Zeiten. Die Krise ermöglicht einen begründbaren graduellen Aufbau statt einer Big Bang-BGE-Reform oder eines abgespeckten, nicht zeitgerechten partiellen BGE nur um des Willens erhöhter Implementierungschancen in einer Phase prosperierender Wirtschaft.